Führung hat sich in den letzten Jahren massiv verändert, keine Frage. Früher war Führung in erster Linie hierarchisch, doch damit kannst du heute keinem Mitarbeiter mehr kommen. Das Thema muss heute wesentlich flexibler und facettenreicher gehandhabt werden – sowohl von den Anforderungen als auch von den Bedürfnissen her. Ihr Ziel als Führungskraft sollte es sein, dass Sie wie auch Ihre Mitarbeiter gesunde Leistung erbringen. Natürlich kann Stress beflügeln und zu Höhenflügen anspornen – jedoch nicht auf Dauer. Was gesunde Führung bedeutet und wie Sie Ihre Mitarbeiter bestmöglich motivieren, erfahren Sie in diesem Beitrag sowie in der zugehörigen Podcast-Folge mit Dr. Manuela Jacob-Niedballa.
Digitale Führung klappt nur, wenn Führungskräfte umdenken
Hinzu kommen die Herausforderungen, die im Zuge der Corona-Pandemie entstanden sind. Auch heute noch arbeiten viele Unternehmen komplett remote, andere haben ihre Arbeitsmodelle auf den Prüfstand gestellt und fahren ein Mischmodell aus Präsenz und Heimarbeit. Als Führungskraft müssen Sie sich diesem Thema stellen. Egal, ob Sie ein Fan davon sind oder nicht. Denn digitale Führung bedeutet nicht, dass Sie alles wie vorher machen, nur halt per Teams oder Zoom.
Eine aktuelle Studie von Stepstone belegt, dass sich jeder vierte Mitarbeiter nach einem neuen Job umschaut – und jeder Zweite ist sich sicher, in fünf Jahren in einem anderen Unternehmen zu arbeiten. Eine Ursache dafür liegt darin, dass sich viele Mitarbeiter allein gelassen fühlen. Es reicht nicht, einmal pro Woche ein Online-Teammeeting zu machen. Gerade im Homeoffice brauchen Ihre Mitarbeiter mehr Führungsimpulse und müssen spüren, dass Sie da sind. Es ist Ihre Aufgabe, Nähe trotz Distanz zu schaffen, Ihre Mannschaft zu motivieren und an Ihren Leuten dranzubleiben – damit Sie rechtzeitig mitbekommen und gegensteuern können, wenn Stimmung und Motivation zu kippen drohen. Das klingt aufwendig – ist es jedoch nicht. Wenn Sie die folgenden vier Tipps beherzigen, sind Sie in Sachen gesunde Führung schon einen großen Schritt weiter.
Gesunde Führung: Vier Tipps für motivierte Mitarbeiter
- Als Leitbild vorangehen: Als Führungskraft haben Sie einen direkten Einfluss auf die Gesundheit Ihrer Mitarbeiter. Sicher haben Sie schon von dem Phänomen gehört, dass sich in Japan viele Angestellte nicht in den Feierabend trauen, solange der Chef noch da ist. Ganz so krass ist es hierzulande nicht – doch auch hier schauen Ihre Leute auf Sie. Achten Sie daher darauf, immer mal wieder positive Signale zu setzen. Wie ein kleiner Small-Talk während der Arbeitszeit, eine gemeinsame Mittagspause oder ein (alkoholfreies) Wochenendbier am Freitagabend.
- Interesse zeigen: Nehmen Sie Ihre Mitarbeiter nur aus dem Augenwinkel wahr, während Sie in Ihr Büro hetzen? Klinken Sie sich aus Videocalls sofort aus, wenn das Wesentliche besprochen wurde? Können Sie so machen. Damit signalisieren Sie Ihrem Team allerdings: „Mich interessiert nur das laufende Geschäft.“ Es tut nicht weh, auch mal ein bisschen zu plaudern und Teammitglieder zu fragen, welche Wünsche oder Sorgen sie gerade auf dem Herzen haben.
- Informieren: Gerade wenn Ihre Mannschaft größtenteils im Homeoffice arbeitet, müssen Sie für einen guten Informationsfluss sorgen. Sonst haben Mitarbeiter schnell das Gefühl, außen vor zu sein, was langfristig zu Demotivation führt.
- Wertschätzung: Eigentlich sollte dieser Punkt selbstverständlich sein. Doch im hektischen Tagesgeschäft geht das Thema leider schnell unter. Lassen Sie Ihre Mitarbeiter spüren, dass Sie froh sind, sie im Team zu haben. Sagen oder schreiben Sie Ihnen das ruhig auch mal genauso! Und ein gut ausgestatteter Arbeitsplatz sollte sowieso selbstverständlich sein. Wenn ein Mitarbeiter wegen jedes USB-Sticks erst ein Bewilligungsformular ausfüllen muss oder eine neue Grafikkarte oder eine Schreibtischlampe als „nicht notwendige Ausgabe“ abgeschmettert werden, hinterlässt das zu Recht einen faden Beigeschmack.
Geben Sie Ihren Mitarbeitern die Aufmerksamkeit, die sie verdienen
Vor allem der letzte Punkt ist aus meiner Erfahrung enorm wichtig. Zuhören ist das A und O. Manuela hat dazu ein tolles Beispiel gebracht: Was glauben Sie, wie lange ein Patient braucht, bis er das Gefühl hat, dass der Arzt ihn richtig verstanden hat? Fünf Minuten, drei Minuten? Nein, gerade einmal 70 Sekunden. Und das sollten Sie sich als Führungskraft zu Herzen nehmen. Es geht gar nicht darum, dass Sie täglich mit jedem Mitarbeiter eine halbe Stunde oder länger zusammensitzen. Sorgen Sie lediglich dafür, dass jedes Teammitglied, das ein Anliegen hat, mindestens 70 Sekunden lang Ihre ungeteilte Aufmerksamkeit bekommt. Das mag Ihnen gar nicht so lange vorkommen – doch für Ihr Gegenüber bedeutet diese Wertschätzung alles.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen viel Erfolg beim Umsetzen und Glück auf!
Ihr Martin Limbeck